Winterreifen wechseln: Der ultimative Ratgeber
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, und der erste Frost kündigt sich an. Spätestens jetzt ist es Zeit, an den Wechsel auf Winterreifen zu denken. Doch wann genau sollten Sie wechseln? Wie gehen Sie dabei richtig vor? Und was gibt es rechtlich zu beachten? In diesem ausführlichen Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über das Thema Winterreifen wechseln wissen müssen.
Warum der Winterreifenwechsel so wichtig ist
Die Bedeutung von Winterreifen wird oft unterschätzt. Dabei kann die richtige Bereifung in der kalten Jahreszeit über Leben und Tod entscheiden. Winterreifen unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von Sommerreifen:
Zum einen verfügen sie über eine spezielle Gummimischung, die auch bei niedrigen Temperaturen elastisch bleibt. Sommerreifen hingegen verhärten bei Kälte, was zu deutlich längeren Bremswegen führt. Zum anderen sorgt das tiefere Profil mit seinen speziellen Lamellen für besseren Grip auf Schnee und Matsch. Tests zeigen: Bei winterlichen Straßenverhältnissen kann der Bremsweg mit Winterreifen bis zu 50 Prozent kürzer sein als mit Sommerreifen.
Unsere Kollegen haben in ihrem Artikel „Sicher durch die kalte Jahreszeit“ bereits einige grundlegende Aspekte zur Winterausrüstung Ihres Fahrzeugs beleuchtet. Heute fokussieren wir uns speziell auf den Reifenwechsel.
Der richtige Zeitpunkt für den Winterreifenwechsel
Eine alte Faustregel besagt: „Von O bis O“ – also von Oktober bis Ostern sollten Winterreifen montiert sein. Diese grobe Orientierung hat durchaus ihre Berechtigung, allerdings sollten Sie sich nicht blind darauf verlassen.
Entscheidend sind vielmehr die tatsächlichen Wetterverhältnisse. Sobald die Temperaturen regelmäßig unter 7 Grad Celsius fallen, verlieren Sommerreifen an Leistungsfähigkeit. Winterreifen bieten dann deutliche Vorteile bei Traktion und Bremsverhalten. Besonders in höheren Lagen oder Regionen mit frühem Wintereinbruch kann ein rechtzeitiger Wechsel entscheidend sein.
Planen Sie den Reifenwechsel am besten rechtzeitig, bevor der erste Schnee fällt. In vielen Werkstätten gibt es im Hochbetrieb der Wechselsaison lange Wartezeiten. Wer sich frühzeitig kümmert, geht auf Nummer sicher.
Winterreifen selbst wechseln: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Möchten Sie Zeit und Geld sparen, können Sie den Reifenwechsel mit etwas handwerklichem Geschick selbst durchführen. Hierfür benötigen Sie einige grundlegende Werkzeuge und etwa eine Stunde Zeit. So gehen Sie vor:
Schritt 1: Vorbereitung
Stellen Sie Ihr Fahrzeug auf einer ebenen Fläche ab und ziehen Sie die Handbremse an. Legen Sie alle benötigten Werkzeuge bereit: einen Wagenheber, einen Drehmomentschlüssel, einen Radkreuzschlüssel und eventuell ein Reifenwechsel Set.
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Schritt 2: Radmuttern lösen
Lösen Sie die Radmuttern oder -schrauben leicht, solange das Auto noch auf dem Boden steht. Drehen Sie sie etwa eine Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn. Nutzen Sie dafür ausreichend Kraft, aber lösen Sie die Schrauben noch nicht vollständig.
Schritt 3: Fahrzeug anheben
Setzen Sie den Wagenheber an den dafür vorgesehenen Aufnahmepunkten an – diese finden Sie im Fahrzeughandbuch. Heben Sie das Auto so weit an, dass das Rad frei in der Luft hängt.
Schritt 4: Rad abnehmen
Entfernen Sie die Radmuttern vollständig und nehmen Sie das Rad ab. Legen Sie es mit der Außenseite nach unten beiseite, um Felgenschäden zu vermeiden.
Schritt 5: Winterreifen montieren
Prüfen Sie den Winterreifen auf ausreichende Profiltiefe (mindestens 4 mm) und eventuellen Beschädigungen. Setzen Sie den Reifen auf die Radnabe und drehen Sie die Radmuttern von Hand ein.
Schritt 6: Radmuttern festziehen
Ziehen Sie die Radmuttern über Kreuz leicht an, um eine gleichmäßige Verteilung zu gewährleisten. Senken Sie das Fahrzeug ab und ziehen Sie die Schrauben mit dem Drehmomentschlüssel mit dem vorgeschriebenen Drehmoment (meist 100-120 Nm) fest.
Schritt 7: Reifendruck prüfen
Kontrollieren Sie mit einem Reifendruckprüfer den korrekten Luftdruck gemäß Herstellerangaben.
Wiederholen Sie diese Schritte für alle Räder. Nach etwa 50 Kilometern Fahrt sollten Sie die Radmuttern nochmals auf festen Sitz überprüfen.
Die gesetzlichen Vorschriften zu Winterreifen
In Deutschland gilt seit 2010 eine situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet: Bei winterlichen Straßenverhältnissen wie Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte dürfen Sie nur mit Winterreifen fahren. Seit 2018 sind nur noch Reifen mit dem Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) als Winterreifen zugelassen.
Wer bei winterlichen Verhältnissen ohne entsprechende Bereifung erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von mindestens 60 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. Bei Behinderung des Verkehrs steigt das Bußgeld auf 80 Euro, bei Gefährdung auf 100 Euro und bei Unfällen sogar auf 120 Euro.
Wichtig zu wissen: Auch der Fahrzeughalter kann belangt werden, wenn er die Nutzung des Fahrzeugs mit ungeeigneter Bereifung anordnet oder zulässt. Hier droht ein Bußgeld von 75 Euro und ein Punkt.
Winterreifen richtig lagern und pflegen
Nach dem Wechsel auf Winterreifen stellt sich die Frage: Wohin mit den Sommerreifen? Eine sachgerechte Lagerung verlängert die Lebensdauer Ihrer Reifen erheblich:
Reinigen Sie die Reifen vor der Einlagerung gründlich von Schmutz und Bremsstaub. Markieren Sie die Position am Fahrzeug (z.B. „VL“ für vorne links), um beim nächsten Wechsel die Reifenrotation zu erleichtern. Lagern Sie die Reifen an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort. UV-Strahlung und Wärme beschleunigen den Alterungsprozess des Gummis.
Reifen ohne Felgen sollten stehend gelagert werden, während Kompletträder liegend übereinander oder an speziellen Reifenständern aufbewahrt werden können. Viele Werkstätten und auch manche Autohäuser bieten einen Einlagerungsservice an, der bei Platzmangel eine praktische Alternative darstellt.
Häufige Fragen zum Thema Winterreifen
Wie erkenne ich, ob meine Winterreifen noch ausreichend Profil haben?
Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestprofiltiefe von 1,6 mm. Experten empfehlen jedoch für Winterreifen mindestens 4 mm, um ausreichende Sicherheitsreserven zu haben. Mit einer 1-Euro-Münze können Sie schnell prüfen: Stecken Sie die Münze ins Profil – wenn der goldene Rand vollständig verschwindet, haben Sie noch genug Profil.
Sind Ganzjahresreifen eine Alternative zu Winterreifen?
Ganzjahresreifen mit Alpine-Symbol sind zwar rechtlich als Winterreifen anerkannt, bieten aber in extremen Situationen weder die Vorteile von Sommer- noch von Winterreifen. Sie stellen einen Kompromiss dar, der für Regionen mit milden Wintern und geringem Fahraufkommen ausreichend sein kann. Für schneereiche Gebiete oder häufige Winterfahrten sind echte Winterreifen die bessere Wahl.
Wie alt dürfen Winterreifen maximal sein?
Reifen unterliegen einem natürlichen Alterungsprozess, selbst wenn sie nicht benutzt werden. Das Gummi verhärtet mit der Zeit, was die Haftungseigenschaften verschlechtert. Experten empfehlen, Winterreifen nach spätestens sechs Jahren zu erneuern, unabhängig von der Profiltiefe. Das Produktionsdatum finden Sie an der Reifenflanke in Form der DOT-Nummer (z.B. „2520“ bedeutet: Herstellung in der 25. Kalenderwoche 2020).
Fazit: Sicherheit geht vor
Der rechtzeitige Wechsel auf Winterreifen ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern vor allem eine wichtige Sicherheitsmaßnahme. Mit der richtigen Vorbereitung können Sie den Reifenwechsel selbst durchführen und dabei Geld sparen. Entscheidend ist dabei, auf Qualität zu achten – sowohl bei den Reifen selbst als auch beim verwendeten Werkzeug.
Gerade beim Thema Verkehrssicherheit sollten Sie keine Kompromisse eingehen. Investieren Sie in hochwertige Winterreifen und halten Sie sich an die empfohlenen Wechselintervalle. So kommen Sie sicher durch die kalte Jahreszeit und schützen nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.
Denken Sie daran: Der beste Winterreifen nützt nichts, wenn er zu spät montiert wird. Planen Sie also rechtzeitig und lassen Sie sich nicht vom ersten Schneefall überraschen. In diesem Sinne: Allzeit gute und sichere Fahrt!







