Reifenwechsel selbst gemacht
Der saisonale Reifenwechsel gehört für Autofahrer zu den regelmäßigen Pflichten – zweimal im Jahr wechseln wir zwischen Sommer- und Winterreifen. Viele Autobesitzer lassen diese Arbeit in der Werkstatt erledigen, was nicht nur Geld kostet, sondern besonders in den Stoßzeiten auch lange Wartezeiten bedeuten kann. Dabei ist der Reifenwechsel eine Aufgabe, die mit dem richtigen Werkzeug und etwas Übung problemlos selbst durchgeführt werden kann. Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie beim selbstständigen Wechseln Zeit und Geld sparen können – und worauf Sie dabei unbedingt achten sollten.
Warum sich der selbstständige Reifenwechsel lohnt
In Werkstätten zahlen Sie für einen kompletten Reifenwechsel je nach Region zwischen 20 und 50 Euro, oft kommen weitere Kosten wie Einlagerungsgebühren hinzu. Bei einer vierköpfigen Familie mit zwei Autos summiert sich das schnell auf mehrere hundert Euro pro Jahr. Mit etwas handwerklichem Geschick und einer Grundausstattung an Werkzeug können Sie diese Kosten sparen.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil: Sie sind zeitlich flexibel und müssen keine Werkstatttermine abpassen. Besonders in der Hauptsaison, wenn alle von Winter- auf Sommerreifen umrüsten oder umgekehrt, können die Wartezeiten erheblich sein. Mit dem selbstständigen Reifenwechsel bestimmen Sie selbst, wann der richtige Zeitpunkt ist.
Außerdem erlangen Sie durch das eigene Tun ein besseres Verständnis für Ihr Fahrzeug. Sie können den Zustand der Reifen, Bremsen und Radaufhängungen selbst kontrollieren und frühzeitig potenzielle Probleme erkennen. Diese Vorteile machen den DIY-Ansatz beim Reifenwechsel für viele Autofahrer attraktiv.
Die notwendige Ausrüstung für den Reifenwechsel
Bevor Sie mit dem Reifenwechsel beginnen, benötigen Sie die richtige Ausrüstung. Diese Grundausstattung ist unerlässlich:
- Ein stabiler Wagenheber Auto (hydraulischer Wagenheber oder Scherenwagenheber)
- Ein passender Radmutternschlüssel oder Radkreuz
- Ein Drehmomentschlüssel Auto
- Falls vorhanden: Felgenschloss Schlüssel für Diebstahlsicherungen
- Zwei stabile Unterlegkeile
- Reifenmontagepaste gegen Festrosten
- Eine Drahtbürste zur Reinigung
- Handschuhe zum Schutz der Hände
Eine Investition in qualitativ hochwertige Werkzeuge zahlt sich langfristig aus. Ein guter Reifenwechsel Set kostet zwar einmalig etwas mehr, amortisiert sich aber bereits nach wenigen selbstdurchgeführten Wechseln. Wichtig ist vor allem ein zuverlässiger Wagenheber mit ausreichender Tragkraft für Ihr Fahrzeuggewicht sowie ein präziser Drehmomentschlüssel.
Empfohlene Produkte zu Felgenschloss Schlüssel
Empfohlene Produkte zu Drehmomentschlüssel Auto
Die richtige Ausrüstung ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern auch der Sicherheit. Mit minderwertigen Werkzeugen riskieren Sie nicht nur Schäden an Ihrem Fahrzeug, sondern im schlimmsten Fall auch Verletzungen. In unserem Artikel Reifen sicher selbst wechseln finden Sie weitere wichtige Sicherheitshinweise.
Vorbereitung: Wichtige Schritte vor dem Reifenwechsel
Bevor Sie den ersten Reifen von der Felge lösen, sollten einige vorbereitende Maßnahmen getroffen werden:
Wählen Sie einen geeigneten Ort für den Reifenwechsel. Idealerweise arbeiten Sie auf einer ebenen, festen Fläche wie einer Garage oder einem Parkplatz mit Betonboden. Vermeiden Sie weiche oder abschüssige Untergründe, die die Standsicherheit des Wagenhebers gefährden könnten.
Prüfen Sie vor Beginn der Arbeiten den Zustand Ihrer Reifen. Kontrollieren Sie die Profiltiefe (mindestens 1,6 mm für Sommerreifen, empfohlen sind 4 mm bei Winterreifen), achten Sie auf Beschädigungen und überprüfen Sie das Alter der Reifen. Reifen sollten nicht älter als 8-10 Jahre sein, auch wenn das Profil noch ausreichend ist.
Bereiten Sie die neuen Reifen vor, indem Sie die richtige Laufrichtung überprüfen. Bei Reifen mit Laufrichtungsangabe müssen die Pfeile in Fahrtrichtung zeigen. Informieren Sie sich vorab über das korrekte Anzugsdrehmoment für die Radschrauben Ihres Fahrzeugs – diese Information finden Sie in der Bedienungsanleitung oder bei einem kurzen Anruf in der Vertragswerkstatt.
Schritt-für-Schritt Anleitung zum Reifenwechsel
Nun folgt die detaillierte Anleitung für einen sicheren und effektiven Reifenwechsel:
1. Vorbereiten des Fahrzeugs: Ziehen Sie die Handbremse an und legen Sie den ersten Gang ein (bei Automatik die Parkstellung). Platzieren Sie Unterlegkeile an den Rädern, die am Boden bleiben, um ein Wegrollen zu verhindern. Lösen Sie die Radschrauben leicht, während das Auto noch auf dem Boden steht – aber drehen Sie sie noch nicht vollständig heraus.
2. Anheben des Fahrzeugs: Setzen Sie den Wagenheber an den dafür vorgesehenen Aufnahmepunkten an (im Fahrzeughandbuch zu finden). Heben Sie das Fahrzeug so weit an, bis der zu wechselnde Reifen frei in der Luft schwebt. Achten Sie darauf, dass das Auto sicher und stabil steht.
3. Entfernen des Rades: Drehen Sie die Radschrauben vollständig heraus und bewahren Sie sie sorgfältig auf. Nehmen Sie das Rad vorsichtig ab und legen Sie es flach auf den Boden.
4. Vorbereiten der Radnabe: Reinigen Sie die Auflagefläche von Radnabe und Felge mit einer Drahtbürste von Rost und Schmutz. Dieser Schritt ist entscheidend für einen sicheren Sitz des Rades und verhindert späteres Festrosten. Tragen Sie eine dünne Schicht Reifenmontagepaste auf, um zukünftigen Rost zu verhindern.
5. Montieren des neuen Rads: Setzen Sie das neue Rad vorsichtig an die Radnabe. Achten Sie darauf, dass die Löcher exakt übereinander liegen. Setzen Sie die Radschrauben ein und drehen Sie sie zunächst per Hand fest.
6. Vorziehen der Schrauben: Ziehen Sie die Radschrauben über Kreuz leicht an, um zu gewährleisten, dass das Rad gleichmäßig auf der Nabe sitzt. Noch nicht mit voller Kraft anziehen!
7. Absenken des Fahrzeugs: Lassen Sie das Fahrzeug vorsichtig ab, bis der Reifen wieder Bodenkontakt hat, aber noch nicht das volle Gewicht trägt.
8. Finales Anziehen: Jetzt kommt der Drehmomentschlüssel zum Einsatz. Ziehen Sie die Schrauben über Kreuz mit dem vorgeschriebenen Drehmoment fest. Diese Werte liegen typischerweise zwischen 100 und 130 Nm, je nach Fahrzeugtyp. Das korrekte Anziehen ist entscheidend für die Sicherheit – zu lose Radschrauben können sich während der Fahrt lösen, zu fest angezogene können Gewinde beschädigen oder sogar Radbolzen brechen lassen.
9. Vollständiges Absenken: Lassen Sie das Fahrzeug nun vollständig ab und entfernen Sie den Wagenheber.
Wiederholen Sie diesen Vorgang für alle zu wechselnden Räder. Nach etwa 50-100 gefahrenen Kilometern sollten Sie das Anzugsdrehmoment nochmals überprüfen, da sich die Schrauben durch Vibrationen leicht lösen können.
Häufige Fehler beim Reifenwechsel vermeiden
Einige häufige Fehler können den Reifenwechsel erschweren oder sogar gefährlich machen:
Unzureichende Sicherung des Fahrzeugs: Stellen Sie immer sicher, dass das Auto nicht wegrollen kann. Ziehen Sie die Handbremse fest an und verwenden Sie Unterlegkeile.
Falsches Anzugsdrehmoment: Das korrekte Anziehen der Radschrauben mit dem Drehmomentschlüssel ist entscheidend. Zu fest angezogene Schrauben können Felgen verziehen oder Bolzen beschädigen, zu lose Schrauben gefährden die Fahrsicherheit.
Vernachlässigung der Reinigung: Die gründliche Reinigung der Kontaktflächen zwischen Radnabe und Felge wird oft unterschätzt. Schmutz und Rost hier können zu ungleichmäßigem Sitz und im schlimmsten Fall zum Lösen des Rades führen.
Falscher Luftdruck: Überprüfen Sie nach dem Wechsel immer den Reifendruck. Die empfohlenen Werte finden Sie meist an der B-Säule der Fahrertür oder im Tankdeckel.
Lagerung der Reifen nach dem Wechsel
Nach dem Reifenwechsel sollten Sie die abmontierten Reifen fachgerecht lagern, um ihre Lebensdauer zu erhalten:
Reinigen Sie die Reifen gründlich von Schmutz und Bremsstaub. Markieren Sie sie mit Kreide oder Aufklebern (z.B. „VL“ für „vorne links“), damit Sie beim nächsten Wechsel die richtige Position wiederfinden.
Lagern Sie die Reifen kühl, trocken und dunkel. Direkte Sonneneinstrahlung und Wärmequellen beschleunigen den Alterungsprozess des Gummis. Die ideale Lagerung erfolgt hängend an Reifenhaltern, alternativ können sie gestapelt werden. Reifen auf Felgen sollten liegend oder auf speziellen Felgenbäumen gelagert werden.
Fazit: Selbstständiger Reifenwechsel spart Zeit und Geld
Der Reifenwechsel in Eigenregie ist eine lohnende Aufgabe für jeden Autobesitzer. Sie sparen nicht nur die Werkstattkosten, sondern gewinnen auch an Flexibilität und entwickeln ein besseres Gefühl für Ihr Fahrzeug. Mit der richtigen Vorbereitung, dem passenden Werkzeug und etwas Übung wird der Reifenwechsel zur Routine.
Denken Sie immer daran: Sicherheit steht an erster Stelle. Achten Sie auf stabile Standflächen, korrekte Befestigung und das richtige Anzugsdrehmoment. Wenn Sie unsicher sind oder auf unerwartete Probleme stoßen, scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Mit dieser Anleitung und etwas Übung werden Sie schnell zum Experten für den heimischen Reifenwechsel – und können das gesparte Geld in Ihren nächsten Roadtrip investieren!







